Geschichte
Ein Börsenplatz mit Geschichte
Die Geschichte der Börse Berlin im PDF-Format steht hier als Download für Sie zur Verfügung. Weitere historische Bilder finden Sie in unserer Fotogalerie im Pressebereich.
1685 – 1863
1685 wird die Börse Berlin durch ein Edikt des Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm gegründet. Sie bietet zunächst den beiden Gilden der Krämer und Gewandschneider eine Versammlungsmöglichkeit zum Zwecke gegenseitiger Absprachen. Die erste Börsensitzung findet am 25. Februar 1739 statt. Ein eigenes Gebäude erhält die Börse nach mehreren Zwischenstationen erst 1805. Davor wurden die Börsensitzungen, damals „Morgensprachen“ genannt, u.a. in einem Gartenhaus im Lustgarten, der so genannten „Grotte“ und z.T. auch unter freiem Himmel abgehalten.
Ihre erste Blütezeit erlebt die Börse Berlin mit Beginn der Industrialisierung. Ab 1820 entsteht ein allgemeiner wirtschaftlicher Aufschwung. Zahlreiche Emissionen von Staatsanleihen aller größeren mitteleuropäischen Staaten fördern den Effektenhandel zunehmend. Im Jahr 1840 werden die ersten Eisenbahnaktien amtlich notiert, acht Jahre später folgen Bank- und Bergwerksaktien. Hohe Reparationszahlungen Frankreichs nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1871 werden zur Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen im gesamten deutschen Reich genutzt und lösen den Boom der Gründerzeit z.T. mit aus.
1863 bezieht die Börse den repräsentativen Bau Friedrich Hitzigs an der Burgstraße. Die beiden Börsensäle sind seinerzeit die größten Säle in ganz Berlin. Im Sommer findet der Handel auch in einem Innenhof, der so genannten Sommerbörse, statt. Schon zu Beginn der 80ger Jahre wird ein Erweiterungsbau nötig.
1863 – 1918
In den Gründerjahren baut sich eine der ersten Spekulationsblasen auf. Aufgrund der wachsenden Einwohnerzahl kommt es in Berlin zu einer Verknappung des Wohnraums. Spekulanten nutzen den Bauboom auf ihre Weise: Unzählige neu gegründete Baugesellschaften bringen Aktien an die Börse, nicht wenige von ihnen realisieren ihre geplanten Bauvorhaben nie. Die Presse reagiert mit scharfer Kritik am „Börsen- und Gründungsschwindel“. Die Börse revidiert daraufhin ihre Börsenordnung und erlässt strengere Handels-Regularien. 1895 greift der Staat durch Erlass des Börsengesetzes ein, das einschneidende Änderungen im Terminhandel vorsieht und den börsenmäßigen Produktenhandel stark einschränkt.
1881: Mit Einführung des Telefons erhält die Technik Einzug in das Börsenwesen. Untergebracht sind die Telefone zunächst im Zellengang im Keller der Börse.
1912 kommt zu der Wertpapier- und Produktenbörse eine Metallbörse hinzu, ab 1913 werden hier Kupfer, Zink, Blei, Aluminium und Antimon amtlich gehandelt. Mit Kriegsbeginn 1914 wird der Handel in diesen Werten wieder eingestellt. 1916 – 18 ruht der Handel kriegsgedingt an allen deutschen Börsen.
1918 – 1945
Durch die Industrialisierung nach dem ersten Weltkrieg steigt der Börsenverkehr in Berlin sprunghaft an. 1922 gewinnt man durch Überdachung der Sommerbörse einen vierten Börsensaal hinzu. Zu diesem Zeitpunkt zählt die Börse täglich 6.082 Börsenbesucher (1913 waren es 3.400).
Nach der Geldumstellung von 1924 stabilisiert sich der unruhige Handel zunächst; neu gegründete große Konzerne wie I.G. Farbindustrie und Vereinigte Stahlwerke werden ab 1925 zu Spitzenwerten der Börse. In Folge einer verfehlten Wirtschafts- und Kreditpolitik und aufgrund massiver Zahlungsbilanzschwierigkeiten des Staates kommt es am 13. Mai 1927 zu massiven Kurseinbrüchen. Der Tag geht als Schwarzer Freitag in die Geschichte ein. 1929 löst dann der Kurseinbruch der New Yorker Börse die Weltwirtschaftskrise aus. 1931 kommt es zu einer Bankenkrise in Deutschland in deren Verlauf die Börse in Berlin zweimal für mehrere Monate geschlossen wird.
Ab 1933 erschwert die Herrschaft des Nationalsozialismus die Tätigkeit der Börse. Die neuen Machthaber führen 1934 eine Börsenreform durch, die die Verantwortlichkeiten neu regelt. U.a. wird die Börsenaufsicht dem Reichswirtschaftsminister übertragen. Die Produktenbörse wird in eine Getreidebörse umgewandelt und verliert infolge planwirtschaftlicher Maßnahmen an Bedeutung. Die Zahl der Börsenbesucher sinkt bis 1938, insbesondere durch Ausschluss der jüdischen Börsenteilnehmer, auf 455.
Am 1. März 1937 wird die Kursnotierung für Auslandswerte eingestellt. Die Metallbörse schließt mit Kriegsbeginn 1939. Am 13. Februar 1943 wird der Börsenhandel mit fortlaufender Notierung eingestellt, kurz darauf regelt eine Verordnung, dass es fortan dem Reichswirtschaftsminister vorbehalten ist, die Preise für Wertpapiere festzusetzen. Die Börse verliert damit ihre volkswirtschaftliche Bedeutung. In dieser amputierten Form bleibt die Börse während des Krieges bis zum 18. Mai 1945 geöffnet.
Am 3. Februar 1945 wird die Börse schwer beschädigt und in den anschließenden Kampfhandlungen fast vollständig zerstört.
Die Ruine des Börsengebäudes wird nach dem Krieg auf Anordnung des Ostberliner Magistrats vollständig abgetragen. Heute endet die Burgstraße an der Friedrichsbrücke. Eine Promenade führt an der Spree entlang zur Karl Liebknecht Straße. Eine Bronzetafel erinnert daran, dass hier früher die Börse stand.
1952 bis heute
Nach der Neuordnung des Bank- und Wertpapierwesens in den Westsektoren Berlins wird der Wertpapierhandel zunächst in Form des Geregelten Freiverkehrs am 19. Juli 1950 wieder aufgenommen.
Am 11. März 1952 wird der amtliche Handel in Berlin wiedereröffnet. Die Börsenversammlungen finden bis zur Fertigstellung eines neuen Börsengebäudes im Logenhaus in der Emser Straße statt.
Für den Neubau der Industrie- und Handelskammer und der Börse wird ein Wettbewerb ausgeschrieben, den die Berliner Architekten Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller gewinnen. Die Einweihung des neuen Börsengebäudes in der Fasanenstraße findet am 18. Juni 1955 statt.
Die Börsengeschichte der Nachkriegszeit bis heute ist geprägt von technischen Neuerungen. Schon bald verschwinden die Schiefertafeln der ersten Jahre. 1965 wird eine neue Kursanzeigeanlage in Betrieb genommen, die Kurse mit Hilfe von Diaprojektoren anzeigt. Die Projektionen werden gefilmt und auf Bildschirme übertragen, die in der Börse selbst – auf der Galerie und in den Händlerkabinen - und bei Banken installiert sind.
Eine Pionierleistung der Börse Berlin sind die Fernsehübertragungen des SFB direkt vom Parkett des Börsensaals, die ebenfalls 1965 beginnen. Privatanleger können hier erstmals das Börsengeschehen von zu Hause aus live verfolgen.
1974 hält die Computertechnologie Einzug in die deutsche Börsenwelt. Börsengeschäfte werden fortan elektronisch mithilfe einer modernen Datenverarbeitungsanlage abgewickelt. Ab 1984 werden Kurse digital angezeigt.
1987 starten zwei neue Marktsegmente, der Geregelte Markt und der Freiverkehr. Die mit der Zulassung zum Geregelten Markt verbundenen Pflichten sind geringer als im Amtlichen Markt, die Preisfeststellung erfolgt durch freie Makler. Anders als der Amtliche Markt und der Geregelte Markt ist der Freiverkehr ein privatrechtliches Börsensegment, das von der Börse selbst reguliert wird. Die Zulassungsvoraussetzungen zum Freiverkehr sind deutlich erleichtert.
2007 wird im Zuge der Umsetzung von MiFid das Börsengesetz dahingehend geändert, dass der Amtliche Handel und der Geregelte Markt zum Regulierten Markt zusammengeführt werden. Die Regularien des Regulierten Marktes entsprechen denen des ehemaligen Amtlichen Handels. Die Freiverkehr Regularien bleiben von dieser Änderung unberührt.
Seit 1992 nutzt die Börse Berlin Xontro als elektronisches, maklergestütztes Handelssystem. Xontro ist das professionelle Orderrouting-, Handels- und Abwicklungssystem der Parkettbörsen in Deutschland.
Am 18. Juni 1994 wird der Grundstein für das Ludwig Erhard Haus gelegt. Die Tage des Börsengebäudes von Sobotka und Müller sind damit gezählt. Anfang Juli 1996 zieht die Börsenverwaltung als erster Mieter des Ludwig Erhard Hauses in ihre neuen Büroräume. Der neue Börsensaal wird am 4. Juli 1996 feierlich eingeweiht.
Seit Oktober 1997 ist die Börse Berlin im Internet vertreten. Im Februar 2001 unternimmt die Börse Berlin einen in Deutschland einmaligen Schritt: Sie öffnet die Orderbücher der Makler auf ihrem neuen Webportal und bietet Anlegern größtmögliche Transparenz beim Handeln. Lediglich eine einmalige Registrierung ist erforderlich, um die Orderbücher der in Berlin gehandelten Wertpapiere kostenlos einsehen zu können. Der Service wird bis 2008 angeboten.
Seit Beginn der 90ger Jahre gewinnt der Freiverkehr in Berlin zunehmend an Bedeutung. Nach der Wende werden hier die ersten osteuropäischen und russischen Titel gelistet. Im September 1999 folgen alle an der Nasdaq gehandelten Werte. Die Börse Berlin wird der Börsenplatz in Deutschland für ausländische Werte. Mit verlängerten Handelszeiten stellt man sich auf die Bedürfnisse der Handelsteilnehmer im Zeitalter der Globalisierung ein. Seit 1996 ist die Börse Berlin hierbei stets in der Vorreiterrolle. Zuletzt wird der Handelsbeginn in Berlin am 23. Dezember 2010 auf 8:00 Uhr vorverlegt. So handelt man heute am Börsenplatz Berlin durchgehend von 8:00 bis 20:00 Uhr.
Ihren Börsensaal hat die Börse Berlin im August 2006 aufgegeben. Nach Wegfall der Präsenzpflicht für Freimakler im April 1998 handelten die Marktteilnehmer zunehmend von ihren Niederlassungen aus – der Computer-gestützte Handel macht es möglich.
Im September 2007 übernimmt die Börse Berlin die Mehrheitsbeteiligung an der EASDAQ NV, die unter der Marke Equiduct aktiv ist. Mit dem paneuropäischen Marktmodell von Equiduct positioniert sich die Börse Berlin neu als Start-up. Die durch MiFID geforderte Best Execution wird bei Equiduct Order für Order gewährleistet. Der Start von Equiduct erfolgt am 20. März 2009.
Am 21. Juli 2009 geht Equiduct eine strategische Partnerschaft mit Citadel Securities, Bestandteil der Citadel Investment Group, L.L.C. ein. Durch das Abkommen zwischen Citadel Securities und der Börse Berlin AG werden Equiduct die Mittel zur Verfügung gestellt, die benötigt werden um ihre Handelsplattform zu einem der führenden Ausführungsorte in Europa auszubauen. Equiduct wird weiterhin von der Börse Berlin AG betrieben, der Handel findet im neu geschaffenen Marktsegment Berlin Second Regulated Market (BSRM) statt.
Im Oktober 2019 übernimmt der Berliner Börsenbetreiber Tradegate Exchange GmbH im Rahmen eines Asset-Deals 100 Prozent der Aktien an der Berliner Börse AG, der Betreibergesellschaft der traditionellen Börse Berlin und der in London ansässigen Equiduct. Im Gegenzug erhält der bisherige Eigentümer der Berliner Börse AG, der Verein Berliner Börse e.V., eine Beteiligung an der Tradegate Exchange GmbH. Die drei Privatanlegerbörsen Tradegate Exchange, Börse Berlin und Equiduct werden somit künftig unter einem Dach betrieben und weiterentwickelt.
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